Zum diesjährigen Weltkindertag am 20. September 2018 haben wir mit der Aktion „Mogelpackung Bildungs- und Teilhabepaket – Halbvoll ist halbleer, wenn es um Bildung geht“ auf die ungleichen Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland aufmerksam.
Auch im reichen Erlangen gibt es viele Familien, die am Anfang des Schuljahres nicht wissen, wie sie die erforderlichen Schulmaterialien bezahlen sollen. „Wir bekommen die ungleichen Bildungschancen in Erlangen regelmäßig zu spüren. Zu uns kommen Eltern, die zum Beispiel kein Geld für Schulranzen oder Sportkleidung für ihre Kinder haben oder das Geld für Kopien und Arbeitshefte nicht aufbringen können“, berichtet Ute Auschel, stellvertretende Vorsitzende des Erlanger Kinderschutzbundes und zuständig für Ausschüttungen aus den Notfallfonds. Bei unserer Aktion zum Weltkindertag durften Politiker verschiedener Parteien bei uns einen Einkaufskorb für Erstklässler nach der Liste einer Erlanger Schule zusammenstellen. Sie merkten schnell, dass das Geld aus dem Schulbeihilfepaket nicht reicht. Und sie waren alle der Ansicht, dass sich etwas ändern muss, damit alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben.
Geringe Bildungschancen: viele profitieren nicht vom Bildungs- und Teilhabepaket
Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen in Deutschland hängt immer noch zu stark von der sozialen Herkunft ab. Gegenwärtige Förderinstrumente wie das Bildungs- und Teilhabepaket können die Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen, die in Armut aufwachsen, nicht ausgleichen. Im Paket enthalten ist ein Schulbedarf von 100 Euro im Jahr, der wirkliche Bedarf ist aber oft mehr als doppelt so hoch. Familien in höheren Einkommensgruppen investieren bis zu drei Mal so viel in die Bildung ihrer Kinder. Studien belegen, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien nicht an allen Bereichen der Bildung teilhaben können. Es gibt auch im Alltag des Kinderschutzbundes Erlangen zahlreiche Kinder, denen das nötigste Material nicht zu Verfügung steht.
Deshalb fordert der Kinderschutzbund Erlangen: Bildung ist ein wichtiges Kinderrecht und muss allen Kindern gleichermaßen zugutekommen. Grundlegende Schulmaterialien müssen Kindern und Jugendlichen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Hundert Euro aus dem Bildungs- und Teilhabepaket reichen nicht aus. Eine empirische Studie zum Bildungs- und Teilhabepaket der Paritätischen Forschungsstelle kommt zu dem Schluss, dass mindestens 85 % der grundsätzlich Leistungsberechtigten nicht von dieser Leistung profitieren. Die Studie kann hier nachgelesen werden.