Kinder in der Corona-Pandemie – 20 Jahre Recht auf gewaltfreies Aufwachsen

Zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30.04.2020 befürchtet der Kinderschutzbund Erlangen, dass das Kinderrecht auf gewaltfreie Erziehung in der Corona-Pandemie gefährdet ist.

Neben dem generellen Bedarf an konsequenten Maßnahmen zur Verhütung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche besteht aktuell das Risiko einer Gewaltzunahme: Insbesondere während der aktuellen Corona Pandemie darf die Politik das Risiko der verdeckten Gewalt gegen Kinder nicht aus den Augen verlieren. Schließlich ist durch die Reduzierung von Kita- und Schulbetrieb die soziale Aufmerksamkeit geringer geworden. Eine Schnellabfrage durch das Bayerische Familienministerium bei den Jugendämtern im Land könnte zu mehr Klarheit über die tatsächliche Lage in Familien beitragen. Bisher spekulieren alle nur.

Die Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie werden vom Kinderschutzbund ausdrücklich unterstützt. Dennoch zeigen sich Kinderschützerinnen und Kinderschützer in ganz Deutschland befremdet darüber, dass über die Aufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga oder die Eröffnung von Möbelhäusern engagiert diskutiert wird, während die Bedürfnisse von Kindern und ihren Familien nur eine untergeordnete Rolle spielen.

„Wir greifen aktuell tief in die Grundrechte von Kindern ein: Wir isolieren sie von ihren Spielkameraden. Wir begrenzen sie in ihrem verbrieften Recht auf Bildung. Und wir enthalten ihnen ausreichend körperliche Bewegung vor. Auch das sind Formen der Gewalt. Es braucht eine Debatte darüber, wie wir Betreuungseinrichtungen und Schulen schrittweise öffnen können. Und diese Debatte muss die Bedürfnisse der Kinder im Blick haben – nicht nur die der Leistungsgesellschaft“, so DKSB-Präsident Heinz Hilgers. 

Der Tag der gewaltfreien Erziehung wird in Deutschland seit 2004 begangen. Seit dem Jahr 2000 gilt in Deutschland das Recht des Kindes auf Gewaltfreie Erziehung. „Das ist auch ein wesentliches Anliegen unserer Arbeit hier vor Ort in Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt“, sagt Ute Auschel, stellvertretende Vorsitzende des Erlanger Kinderschutzbundes.

Der Tag soll daran erinnern, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung für das gewaltfreie Aufwachsen von Kindern trägt. Zudem soll er Eltern ermutigen, ihr Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen. „Die Isolation der Familien in der Coronakrise kann zu Stresssituationen führen, in denen Kinder gefährdet werden. Deshalb ist es uns wichtig, Eltern zu entlasten und über eine verantwortungsbewusste Öffnung von Kindertagesstätten, Schulen und Spielplätzen nachzudenken“, meint Ute Auschel.